Es kam die Zeit nach dem Tod unserer Liss und unserer Tochter Janina merkte man an, dass sie ihre „Schwester“, b.z.w. Freundin verloren hatte. Schimpften wir mal mit ihr, hatte sie anderen Kummer, war sie immer an der Seite unserer Liss zu sehen, schmuste mit ihr und erzählte ihr ihre sorgen …… Jahrelang ging Liss abends mit Janina ins Bett, weil sie sich alleine unwohl fühlte und schon damals dachte ich mit Schrecken an den Tag „X“, wenn Liss gehen musste. Aber es war ja noch viel Zeit, und da beide gleichalt waren schob ich dieses Ereignis weit vor mir her, Janina sollte dann auch in einem alter sein, wo man wenigstens verstehen, wenn nicht akzeptieren konnte, dass jedes Lebewesen eine bestimmte Zeit auf der Erde hat ….., weit gefehlt ….

Das sonst sehr ausgeglichene, sechsjährige Mädchen wurde immer aufgekratzter und unausgeglichener …. Wir hatten ja noch genug vierbeinige Kameraden in Haus, unter anderem eine Tochter unserer Liss, die Janinas Hund war, aber dieser einmalige, innige Bezug fehlte und so suchten wir nach einer Möglichkeit, dass Janina etwas mit einem Collie gemeinsam machen konnte.

So kamen wir auf das Dog Dancing, das ich erstmals im Mai 2001 in Dortmund auf der Europasiegerschau sah und mich von der ersten Sekunde an faszinierte. Wir hatten sehr viel Glück, eine engagierte Hundeschule in der Nähe zu finden.

Das ist jetzt zwei Jahre her, sie fing an mit unserer Kelly und unserem Rico und seit letztem Jahr hat sie eine eigene Hündin aus Kellys erstem Wurf mit der sie seit sie 8 Wochen alt ist in die Hundeschule geht und seit einem halben Jahr auch das Dog Dancing macht. Beiden macht die „Arbeit“ viel Spaß und es ist eine Freude ihnen zuzusehen.

Nachstehend eine kleine Einführung in das Dog Dancing geschrieben von Viviane Theby, Eigentümerin der Tierakademie Scheuerhof in Wittlich, Tierärztin mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie und Autorin vieler Bücher rund um den Hund:


Hunde-Tanzkurs mit Abschlussball
Tanzkurse für Hunde! Wer hätte das gedacht?! Aber das, was sich da so unglaublich und exotisch anhört, ist eine sehr erfreuliche Entwicklung in der Hundewelt. Dogdancing, Freestyle Obedience oder Heelwork to Musik, wie das Tanzen mit dem Hund auch genannt wird, ist eine Sportart mit dem Hund, die eine ganze Menge Spaß macht, und zwar beiden Tanzpartnern, den Zwei- wie den Vierbeinigen!


  Und neben dem Spaß gibt es noch eine ganze Reihe positiver „Nebenwirkungen".
Eine ganze Menge Probleme mit Hunden entstehen, weil diese einfach unterfordert sind.

Die, die jahrelang als Spezialisten für bestimmte Aufgaben gezüchtet wurden, sind heute „nur noch" Haushunde, deren einzige Aufgabe es ist, dem Menschen ein netter Begleiter zu sein. Vielen Hunden reicht das jedoch nicht.

Sie brauchen eine Aufgabe. Wenn sie die nicht bekommen, kann das zu vielerlei erhaltensproblemen führen. Das Tanzen ist ein sehr schöner Ausgleich für diese Unterforderung.



Wie kann man sich ein Tanzen mit dem Hund jedoch vorstellen? Zuerst einmal lernt der Hund die einzelnen „Tanzschritte".

Dazu gehört ein schönes freudiges Bei-Fuß-Gehen, vorwärts-, rückwärts- und seitwärts gehen, dann solche Kunststücke wie sich im Kreis drehen, über den Boden rollen, um den Menschen herumlaufen, im Slalom um die Beine laufen, über Arme oder Beine springen, sich verbeugen, einen Diener machen, Männchen machen und durch den Armkreis springen, was aber längst noch nicht alles ist.

Diese Kunststücke werden dann passend zu einer Musik zusammengesetzt. Der Mensch bewegt sich mit im Takt und fertig ist der Tanz!
 



Was sich hier so leicht in wenigen Sätzen erzählen lässt, bedeutet jedoch eine ganze Menge Arbeit. Hund und Halter trainieren schon eine ganze Menge Stunden, bevor solch ein Tanz fertig ist. Aber nicht nur das Endergebnis ist wichtig - obwohl es durchaus sehenswert ist - sondern hier gilt ganz besonders: Der Weg.. ist das Ziel! Durch diese intensive Beschäftigung lernen Mensch und Hund sich immer besser kennen und verstehen. Und wenn der Hundehalter erst einmal sieht, mit wie viel Spaß der Hund bei der Sache ist, macht das Training und damit die Beschäftigung des Hundes natürlich noch mehr Spaß. Während ein „normaler" Hund lediglich solche Begriffe wie „Sitz`, „Platz", „Bei Fuß", „Komm", „Nein" und „Aus" lernt, lernt ein „tanzender" Hund schon in der Grundausbildung schnell über 20 verschiedene Kunststücke und damit Kommandos kennen. Damit können dem Hund Kopfarbeit und eine ganze Menge Abwechslung geboten werden: ein Grund, weshalb Hunde diesen Sport so lieben.

Viele „Tanzschritte" kann man auch nicht mit Gewalt beibringen, wie es leider noch mit den herkömmlichen Kommandos in der Hundeausbildung so oft praktiziert wird. Ein Hund kann nicht freudig bei Fuß gehen, wenn er Angst vor dem Leinenruck haben muss. Der Mensch wird also - wenn er ein schönes Endergebnis haben möchte - um die Ausbildung über positive Verstärkung nicht herumkommen. Auch damit wird den Hunden wieder ein großer Gefallen getan. Viele Menschen, die über das Tanzen zu dieser Art der Ausbildung kommen, werden das auch mit der Zeit in den Alltag übernehmen, eben weil sie die guten Ergebnisse sehen. Schließlich macht es viel mehr Spaß, etwas vom Hund zu verlangen, was er dann gerne ausführt, als dass man ihn zu etwas zwingen muss.


  Über das Lernen der einzelnen Kunststücke kommt der Hundehalter schnell an einen Punkt, an dem das bisherige „Wenn der Hund etwas gut gemacht hat, gibt es ein Leckerchen" nicht mehr ausreicht.

Man muss den Hund oft in Bruchteilen von Sekunden belohnen, um einen besonders schönen Tanzschritt herauszuarbeiten. Das geht dann meist nur noch mit einem sekundären Verstärker, mit dem man das gewünschte Verhalten punktgenau markieren kann, um den Hund dann anschließend zu belohnen. Ein solcher sekundärer Verstärker ist z.B. der Klicker.

Über die Arbeit mit dem Klicker kommen die meisten Hundehalter dazu, sich mehr und mehr mit der Lerntheorie zu beschäftigen. Sie wissen dann, dass der Hund nicht gehorcht, weil er dominant oder stur ist, sondern weil er die Aufgabe noch nicht verstanden oder noch nicht verallgemeinert hat, oder weil er - in diesem Fall - einfach nicht genügend motiviert ist. Es heißt also als Mensch: Köpfchen statt Gewalt!



Auch das kommt letztendlich den Hunden wieder zugute. Das Ergebnis sind freudig arbeitende Hunde, denen es eine Freude ist zuzusehen. Ein solcher Tanz mit einem Hund gefällt dann auch nicht nur Hundeleuten, sondern durchaus auch Menschen, die gar nichts mit Hunden zu tun haben. Das hilft dann, das Ansehen der Hunde in der Öffentlichkeit wieder zu verbessern.

Das Tanzen mit Hunden ist eine Sportart, die jeder mit seinem Hund, gleich welchen Alters, betreiben kann. Man braucht dafür nicht auf einen Hundeplatz, sondern kann auch durchaus zwischendurch zuhause üben. Außer einer guten geistigen Beschäftigung, wird der Hund auch körperlich gut ausgelastet. Es werden die unterschiedlichsten Muskelpartien trainiert. So ist diese Sportart auch für Hunde geeignet, die vielleicht körperlich nicht ganz gesund sind und nicht mehr so viel laufen oder springen dürfen. Je nach Art der Erkrankung kann man unterschiedliche „Tanzschritte" aussuchen, die ihm dann nicht schaden. Wenn man dann erst mal vom Tanzfieber erfasst ist, sind dem eigenen Einfallsreichtum eigentlich kaum Grenzen gesetzt. Ob Squaredance, Walzer oder Cha Cha Cha, oder ob man mit seinem Hund eher eine Geschichte mit seinem Tanz erzählen will, man kann der Fantasie freien Lauf lassen. Und das Ergebnis wird beeindrucken.

In vielen anderen Ländern können sich die einzelnen Tanzteams schon auf Turnieren messen. Auch in Deutschland beginnt das allmählich.

Ich denke, dieser Sport hat noch eine großartige Zukunft vor sich, und ich wünsche all den Hunden, dass das nicht mehr lange dauert, bis auch sie die vielen Vorteile genießen können. Denn wenn immer mehr Menschen sehen, zu was die Hunde in der Lage sind, wenn sie mit Spaß ausgebildet werden, werden sie auch immer kritischer, wenn sie Menschen sehen, die immer noch glauben, man kann einen Hund nur mit Stachelhalsband oder gar schlimmerem zum Gehorsam zwingen.

In diesem Sinnen: Wann schwingen Sie mit Ihrem Hund das Tanzbein und lassen sich faszinieren von den Welten, die sich dann an Verständigung mit Ihrem Hund und seiner Zuneigung vor Ihnen auftun.

Viel Spaß dabei
Viviane Theby